Was ist ein Referent? Was ein Organigramm und was eine Stabstelle?

Es ist schon komisch. Kaum ist man mit seinem Blog draußen, in der großen weiten Welt, kennen einen plötzlich Leute, die man selbst nicht kennt. Wahrscheinlich auch nie kennen lernen wird.

Gestern Abend habe ich eine E-Mail bekommen aus Düsseldorf. Mit dem Inhalt: „Lieber Blogschreiber, schauen Sie sich doch mal das Organigramm des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-Westfalen an.“ Eigentlich hat nur noch gefehlt, dass diese E-Mail unterzeichnet war mit „Ein guter Freund“.

Ich habe den heutigen Nachmittag genutzt zum Internetsurfen.

Der Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen Geschäftsstelle schreibt in seiner Selbstdarstellung:

Die Geschäftsstelle des StGB NRW hat ihren Sitz in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Hier sind rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in vier Dezernaten sowie in der allgemeinen Verwaltung tätig.

Nur 30 Mitarbeiter? Herr Hartmann sprach davon, dass es egal sei, ob man 9 oder 600 Mitarbeiter zu führen habe. Also führt Herr Hartmann 9 der 30 Mitarbeiter? Jetzt schaute ich mir das Organigramm an.

Zuerst fiel mir ins Auge: Es gibt Hauptreferenten und Referenten. Der Kandidat ist Referent. Auf den zweiten Blick sah ich, dass Herr Hartmann auf einer Stabstelle tätig ist. Was ist eine Stabstelle? Aus einem Lehrbuch:

Stabstelle: Sie bearbeitet im Auftrag von Linienstellen bestimmte Probleme, arbeitet Vorschläge aus und berät ihren Auftraggeber. Als Beratungs- und Hilfsstelle unterstützt und entlastet sie die Linienstelle (den Vorgesetzten). Die Stabstelle selbst hat keine Weisungsbefugnis (kann Aufgaben nicht weitergeben).

Jetzt schaute ich mir die Mitarbeiterliste an. Nach meiner Berechnung hat der Städte- und Gemeindebund 32 Mitarbeiter. Die Mehrzahl der Angestellten ist in den vier Referaten tätig, die dem Hauptgeschäftsführer unterstellt sind. Bleiben noch fünf Beschäftige: System-Administration, Buchhaltung, Empfang, Technik und Fahrbereitschaft.

Unterstellen wir, dass diese fünf Kollegen wirklich Herrn Hartmann unterstellt sind. Vergessen wir die Definition einer Stabstelle. Machen diese fünf Personen, vom Empfang bis zur Fahrbereitschaft, die vielbeschworene Führungserfahrung von Herrn Hartmann aus?

Ja, es war Samstag. Die Sonne hat geschienen!

Heute Morgen sichtete ich, wie jeden Morgen, meine E-Mails. In meinem E-Mail-Account fand ich 14 Spams, 6 Benachrichtigungen zu neuen Kommentaren zum Blog von Jochen Wolf, eine E-Mail von C & A: „Final Sale – jetzt bis zu 50% reduziert“ und eine E-Mail von einem Freund. Der Inhalt dieser Nachricht: „Hier ein Soundfile zur weiteren Verwendung… Gruß“ und dann noch der Name meines Freundes, nennen wir ihn Werner W.

Werner schickte mir einen Mitschnitt von einer Kandidatenvorstellung im Schlachthof. Die Antwort von Herrn Hartmann auf die Frage eines Heidelsheimer Mitbürgers, warum er denn in Bruchsal kandidiere.

Hartmanns Vortrag ist werbetechnisch sehr geschickt gemacht. Zunächst der Hinweis auf Baden-Württemberg (Bruchsal liegt in Baden-Württemberg). Dann kommt Herr Hartmann näher. Mannheim (Mannheim ist ja schon fast Nachbargemeinde von Bruchsal). Und jetzt ist er in Bruchsal angekommen (einer von uns!): „Und ja, es war Samstag, es war Wochenmarkt. Wir sind durch die Stadt gegangen. Es war. Die Sonne hat geschienen. Es war einfach, hat uns sehr gut gefallen. In der Stadt“.

Und weil der Fragende aus Heidelsheim ist, darf natürlich nicht der Hinweis fehlen, wie toll Heidelsheim ist: „Wir kommen auf Heidelsheim. Einer der Stadtteile. Was, was da los ist.“ Damit dürfte Herr Hartmann in den Herzen aller Heidelsheimer angekommen sein. Vermisst habe ich nur: „Heidelsheim ist mir eine Herzensangelegenheit“.

Und darum kandidiert Herr Hartmann in Bruchsal für den Posten des Oberbürgermeisters. Manchmal sind die Zusammenhänge doch so klar erkennbar.

Hier der Livemitschnitt:

UND JA, ES WAR SAMSTAG!

Und hier der Vortrag zum Nachlesen:

… solche Stellen werden ausgeschrieben. Ich habe bemerkt im Staatsanzeiger Baden-Württemberg die Ausschreibung gelesen.
Sie fragen sich, warum ich in Düsseldorf den Staatsanzeiger Baden-Württemberg lese. Das liegt einfach daran, dass ich selber aus Baden-Württemberg komme. Mein Chef kommt auch aus Baden-Württemberg. Das ist für uns so eine Art Pflichtlektüre. Irgendwie jede Woche. Da gibt es sehr viele Ausschreibungen drin. Auch das ist richtig. Ich habe die Ausschreibung von Bruchsal gelesen. War mit meiner Frau zusammen die Woche drauf bei den Schwiegereltern in Mannheim und ich habe dann zu ihr gesagt „Mensch komm, lass uns mal nach Bruchsal fahren, lass uns mal anschauen“. Wir waren vorher schon hier aber natürlich können sie sich vorstellen mit einem anderen Blick bei ihnen mal. Und ja, es war Samstag, es war Wochenmarkt. Wir sind durch die Stadt gegangen. Es war. Die Sonne hat geschienen. Es war einfach, hat uns sehr gut gefallen. In der Stadt. Meine Frau und ich sind gemeinsam am Amtsgericht vorbei gegangen. Meine Frau ist Richterin und hat also „Mensch. Hier ist ja wirklich alles, alles da“. Und als ich mich dann näher noch über Bruchsal informiert habe, habe ich gemerkt, was in dieser Stadt alles da ist. Wenn Sie denken an die Bildungsinfrastruktur. Wenn Sie denken an Kultur. Wir haben gerade darüber gesprochen. MUKS, Badische Landesbühne. Wo gibt’s so was in einer Stadt mit 43.000 Einwohnern. Wenn sie das an Vereinen sehen. Wir kommen auf Heidelsheim. Einer der Stadtteile. Was, was da los ist. Also, es hat, ja, meiner Frau und ich hat es wirklich sehr gut gefallen. Diese Stadt hat tolle Grundlagen und ich möchte einfach gemeinsam mit Ihnen daran weiter arbeiten, dass das auch so bleibt.

Nachtrag vom 24. Juli 2009:

Mittlerweile wurde vom Landfunker.de die gesamte Veranstaltung als Komplettversion online gestellt. Hier der Link zum Schauen und Hören:

Landfunker

Gut eingeseift ist halb gewaschen … ähhh gewonnen.

Eigentlich wollte ich zu meinem Blog „Was hat XING mit der Oberbürgermeisterwahl in Bruchsal zu tun? Vordergründig nichts!“ nichts mehr schreiben.

In einem Kommentar zu diesem Blog erwartet aber ein „Lukas“ eine Antwort auf seine Frage, was denn bitte schlimm daran sein soll, dass evtl. Ulrich Heckmann den Wahlkampf von Dr. Hartmann macht.

Es verblüfft und erschreckt mich wie „Lukas“ versucht, von dem eigentlichen Thema abzulenken. Die Problematik ist nicht, dass Herr Heckmann den Wahlkampf von Herrn Hartmann macht. Frau Petzold-Schick arbeitet mit einer Werbeagentur zusammen, die Kandidaten Metzka und Skibbe gestalten ihren Wahlkampf mit Familie und Freunden.

Unruhig macht an dieser Sache, dass ein Headhunter, ein gewerblicher Jobvermittler, eine Person auf den Bruchsaler OB-Sessel hieven will, die vielleicht vorher noch nicht mal wusste, wo Bruchsal überhaupt liegt. Gegen Geld. Wegen eines gut dotierten Jobs. Und dies mit Hilfe der Bruchsaler CDU-Granden, die diesen Deal mit eingefädelt haben. Wegen des Machterhalts für die Bruchsaler CDU. Wegen derer Pfründe.

Siehe auch: OBERBÜRGERMEISTERAMT ALS HANDELSWARE?

„Lukas“ hat auch ganz verschämt übersehen, dass sich Herr Hartmann einer Werbeagentur bedient, die ganz offen sagt: „Gewinnen Sie Ihre Wahl doch einfach. Das Wahlkampfteam sorgt dafür, dass Sie authentisch und professionell bei Ihren Wählern ankommen.“ Gefragt sind lediglich ein professioneller Auftritt und ein ständiges, sympathisch wirkend sollendes breites Lächeln. Und fürs Obama-Feeling soll die stets an der Seite des Kandidaten auftretende Ehefrau sorgen.

„Persil wäscht so weiß, weißer geht’s nicht.“
„Persil – da weiß man was man hat.“
„Bruchsal ist mir eine Herzensangelegenheit.“

Wie hat gestern ein Freund zu mir gesagt? „Rolf, die Bruchsaler CDU könnte sogar einen Besenstiel als Kandidaten aufstellen. In Bruchsal würde dieser Besenstiel garantiert zum Oberbürgermeister gewählt werden.“

Ein Werbespruch ist mir gerade eben noch eingefallen. Von Milky Way:

„So locker und leicht geschlagen, der schwimmt sogar in Milch.“

Wahlgeheimnis von Bernd Doll und seiner Carla gelüftet!

Mein Freund wählte heute Morgen im Paulusheim den Oberbürgermeister seines Herzens. Vor ihm standen Oberbürgermeister Bernd Doll und dessen Frau Carla. Bernd mit schwarzem Anzug und gediegener Krawatte (keine roten Schuhe!), Carla in einem eleganten roten Kostüm.

Bernd Doll war nur ganz kurz in der Wahlkabine. Unter einem Blitzlichtgewitter versenkte er seinen Wahlzettel in der Wahlurne. Carla ließ sich in der Wahlkabine Zeit. Viel Zeit. Mein Freund treppelte nervös und genervt von einem Fuß auf den anderen. Dann verließ Carla die Wahlkabine und schob ihren Stimmzettel durch den Schlitz in die Urne.

Diese beiden Kopien von Wahlzetteln wurden mir vor wenigen Minuten zugespielt. Mein Informant schwor bei der Seele seiner Mutter, dass es sich um die Originalwahlzettel von Bernd und Carla handelt:

Stimmzettel Carla

Stimmzettel Bernd

Flori und Uli! Die XING-Brothers auf dem Bruchsaler Schlossfest!

Ich könnte mir in den Popo beißen. Eben war ich auf dem Bruchsaler Schlossfest. Eine Kleinigkeit mit meiner Frau essen. Halal-Maultaschen.

Auf dem Rückweg sehe ich: Florian Hartmann und Ulrich Heckmann! Gemeinsam. Genau um 21:13 Uhr. Etwa auf der Höhe der Polizeistation.

Bedarf es noch einer anderen Bestätigung des Inhaltes meines Blogeintrages „Was hat XING mit der Oberbürgermeisterwahl in Bruchsal zu tun? Vordergründig nichts!“ vom 7. Juli 2009?

Und ich hatte meinen Fotoapparat nicht dabei. Auch kein Mobiltelefon mit Fotografiermöglichkeit. Ich bin frustriert!!!

Was hat XING mit der Oberbürgermeisterwahl in Bruchsal zu tun? Vordergründig nichts!

Einmal wöchentlich bekomme ich von XING meinen persönlichen XING-Newsletter. XING ist eine Internetplattform, auf der man geschäftliche und private Kontakte zu anderen Personen verwalten kann.

Gestern loggte ich mich bei XING wieder mal ein. Und gab aus Jux und Dollerei als Stichwort „Oberbürgermeister“ und als Ort „Bruchsal“ ein. Meine Idee war: vielleicht brezelt jetzt unser derzeitiger OB raus. Oder vielleicht sieht sich einer der Kandidaten bereits als Wahlgewinner und hat sich voreilig schon entsprechend bei XING positioniert. Nichts da. Aus dem Bildschirm purzelte ein mir unbekannter Ulrich Heckmann. Aus Bruchsal. Neuer Bruchsaler Oberbürgermeister Ulrich Heckmann? Der kandidiert doch nicht. Daraufhin rief ich sein XING-Profil auf und durfte lesen: „Ich suche interessante Grundstücke …, Juristen, Diplom-Verwaltungswirte (FH), Verwaltungswissenschaftler, die gerne Bürgermeister oder Oberbürgermeister werden wollen“. „Ich biete politische Kontakte, Lobbyismus, professionelles Networking, Wahlkampfmanagement, Projektentwicklung“. Außerdem kocht Herr Heckmann gerne.

Bei Herrn Ulrich Heckmann handelt es sich um einen Headhunter. Ein gewerblicher Jobvermittler. Er bringt Oberbürgermeister in Amt und Würden und bekommt dafür Provision.

Jetzt spekuliere ich.

Der CDU gingen kurz nacheinander zwei Kandidaten von der Fahne. Für eine Partei der Ober-GAU. Die Kandidaten aus Bruchsal waren der CDU nicht gut genug bzw. verweigerten der CDU wie Peter Metzka die Gefolgschaft.

Daher kurze Vorsprache der Bruchsaler CDU bei Herrn Heckmann (übrigens Neffe von Heinz Heckmann). Der zieht aus seinem Karteikasten einen brauchbaren Kandidaten aus Düsseldorf. Der weitere Deal ist dann schnell gemacht. Die CDU Bruchsal zahlt die Kosten für die Wahlwerbung. Heckmann adaptiert eines seiner vorhandenen Wahlkonzepte und baut dies auf die Bruchsaler Verhältnisse um und leitet den Wahlkampf. Wer die Werbebranche kennt weiß, dass es wenig ausmacht, ob man für Waschmittel oder Politiker wirbt. Hartmann nimmt Urlaub. Und muss im Erfolgsfall etwa 5 Monatsgehälter an Heckmann für dessen Jobvermittlung bezahlen. Knapp 40.000 Euro. Und wenn es nicht klappt, geht Herr Hartmann zurück nach Düsseldorf an seinen Schreibtisch im Städte- und Gemeindebund.

Und wo ist das Risiko, wenn der Deal nicht gelingt? Nun, der CDU bleiben die Kosten für die Wahlwerbung. Herr Heckmann bekommt keine Provision und sein Renomée als Bürgermeistermacher ist angekratzt. Und Herr Hartmann hat seinen Urlaub verplempert.

Aber vielleicht ist alles ganz, ganz anders???

XING-Werbeseite von Ulrich Heckmann

Hier der Scan aus dem Google-Cache (hinzugefügt 8. Juli 2009, 15:51 Uhr)

Heckmann Cache

Sensation! Werbegemeinschaft: Es gibt genug Parkplätze in Bruchsal!

Heute, 1. Juli 2009, kaufte ich mir meine Bruchsaler Rundschau beim Tengelmann. Den Artikel „Alle sechs Bewerber an einem Tisch – Werbegemeinschaft Bruchsal zwischen Hauptversammlung und Partystimmung im Schlachthof“ wollte ich mir in Ruhe durchlesen.

Zwei Sätze in diesem Artikel haben mich gelinde gesagt empört:

„Gewarnt wurde beim Mitgliedertreffen der Werbegemeinschaft vor einer möglichen Panikmache hinsichtlich fehlender Parkplätze insbesondere während der in Kürze beginnenden Bauphase der Sepa-Rathausgalerie Zentrums. „In der Bruchsaler Innenstadt gibt es genügend Parkraum in Tiefgaragen und im Freien“, wurde vom Veranstalter vermeldet.“

Ja was denn nun? Nahezu gebetsmühlenartig wird seit Jahren von den Repräsentanten der Werbegemeinschaft das Hohelied der in Bruchsal fehlenden Parkplätze gesungen. Keine Veranstaltung zum Thema Bruchsal ohne Werbegemeinschaftsabgesandte, die diesen Gesang intonieren:

1. Bass Roland Foos: „Es gibt keine Parkplätze!“,
2. Bass Peter Wolff: „Wir Händler brauchen Parkplätze!“,
1. Tenor Bärbel Mangei: „Ohne zusätzliche Parkplätze geht Bruchsal kaputt!“.
Und ab und an stimmt noch ein 2. Tenor in wechselnder Besetzung in das Lied mit ein.

Für wie dumm halten die Mitglieder der Werbegemeinschaft Bruchsal uns, ihre Kunden? Der Wegfall von ca. 180 Parkplätzen die nächsten 1 1/2 Jahre ist aus Sicht der Werbegemeinschaft Bruchsal plötzlich total unproblematisch? Entschuldigung, ich mag es nicht, wenn man mich zum Narren hält! Ich glaube, die Bruchsalerinnen und Bruchsaler lassen sich nicht gerne an der Nase herum führen. Auch nicht vom Bruchsaler Einzelhandel, der von seinen Kunden, den oben angesprochenen Bruchsalerinnen und Bruchsalern, lebt.

Bruchsal braucht keine Parkplätze!

Freie Kraichgauer Ärzteschaft: Wir sind dann mal weg!

Es gibt Dinge, die man tun muss. Obwohl man sie nicht gerne tut. Ich gehe nicht gerne zum Arzt. Zum Arzt gehen bedeutet, dass man krank ist. Krank sein bedeutet, dass man nicht so funktioniert wie man es gerne hätte.

Heute musste ich zum Arzt. Zuvor holte ich mir als Leselektüre (welcher Arzt hat immer die aktuellen Zeitschriften ausliegen?) die heutige (Montag, 29. Juni 2009) Bruchsaler Rundschau. Ich bin kein Privatpatient. Daher musste ich warten. Die Wartezeit überbrückte ich mit Lesen.

Auf Seite 23 der Bruchsaler Rundschau stach mir dann die Überschrift einer Anzeige ins Auge, die mich in meiner aktuellen Situation ansprach: „Patientinnen und Patienten! Wir sind dann mal weg!“. Diese Anrede ist schon etwas forsch: „Patientinnen und Patienten!“ Man hätte wirklich etwas höflicher zu seinen Kunden sein können und Liebe Patientinnen und Patienten!“ schreiben können.

Bruchsaler Rundschau vom 29.06.09

Ich las weiter: „Am 1. und 2. Juli bleiben die Arztpraxen geschlossen.“ Da hatte ich ja noch Glück gehabt. Ich war heute bei meinem Hausarzt. „Wir machen eine „Weit-Fort-Bildung““. Aha, jetzt wurde es interessant. Hier waren kreative Köpfe am Werk. Ein Anwärter für das Unwort des Jahres 2009 wurde kreiert. Nun, abgesehen von dieser abstrusen Wortkreation, eine gute Sache. Fortbildung ist immer gut. In jedem Beruf. Ohne Wenn und Aber.

„Wir sind es leid, umsonst Leistungen zu erbringen und uns dafür auch noch beschimpfen zu lassen.“ Jetzt schaute ich, von wem die Anzeige überhaupt war. Als Autoren outete sich (kleines Wortspiel, nicht so der Bringer) die Kraichgauer Ärzteschaft, vertreten durch Dr. Geert Wenzel und PD Dr. Dieter Hassler. Aha! Jetzt wurde für mich die Sache etwas klarer. Es geht wohl darum, dass die Ärzteschaft der Ansicht ist, nicht genug zu verdienen. Und dies trotz der dreißig Milliarden, die mittels der Gesundheitsreform den Ärzten für die ambulante Versorgung zusätzlich zur Verfügung gestellt wurden. Bereits im Jahre 2006 verdiente ein Hausarzt nach Abzug der Praxiskosten im Durchschnitt 84.240 Euro: Artikel im Tagesspiegel zum Thema. Hinzu kommen noch die Einnahmen aus der Behandlung von Privatpatienten, die je nach Reputation des Arztes beträchtlich sein können.

„… und uns dafür auch noch beschimpfen zu lassen.“ Sorry, das ist reine Polemik! Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der seinen Arzt beschimpft. Ich persönlich fühle mich bei „meinen“ Ärzten sehr, sehr gut aufgehoben. Meinen Bekannten geht es genauso.

„Die Politiker der großen Koalition interessieren sich offensichtlich nicht dafür, wie die medizinische Versorgung der Bevölkerung leidet. In wenigen Jahren wird es in vielen Dörfern keine Ärzte mehr geben.“ Jetzt wird ein neues Fass aufgemacht. Während es bisher um den Verdienst der Ärzte ging, soll es jetzt um die Patientinnen und Patienten gehen. Und die Zielrichtung der Patientenaussperrung wird schwammig und eiernd. Warum werden jetzt die Praxen geschlossen? Wegen der Einkommenssituation der Ärzte? Oder wegen der leidenden medizinischen Versorgung der Patienten?

Lesen wir weiter: „CDU und SPD stört das nicht. Von unseren Bundes- und Landtagsabgeordneten hört man kein Wort! Nur Herr Lauterbach talkt sich durch alle Kanäle und weiß Alles, obwohl er noch nie selbst Patienten in der Praxis behandelt hat.“ Den letzten Satz vergessen wir bitte gleich. Das ist ein unangenehmer, unsachlicher Angriff auf einen Politiker, der nach meiner Meinung am klarsten zu dem Thema Gesundheitsreform diskutiert. Den Satz „CDU und SPD stört das nicht“ sollte man aber näher anschauen. Was wollen die Autoren mit dieser Aussage erreichen? Dass man diese Parteien nicht wählt, dass man radikal wählt, dass man gar nicht wählt? Wen schlägt die sogenannte Freie Kraichgauer Ärzteschaft zur Wahl vor? Die Linke? Die F.D.P.? Die Republikaner? Die Piraten?

Nichtsdestotrotz. Die Anzeigenverfasser haben Recht mit ihrem Hinweis, dass es in der Zukunft ein Problem bei der Ärzteversorgung im ländlichen Raum geben könnte. In vielen dörflichen Gebieten – besonders im Osten unserer Republik – ist dies schon Realität. Ärzte lassen sich lieber in Großstädten nieder, da dort die Verdienstmöglichkeiten wesentlich besser als auf dem Lande sind. Gerade auch um diesen Missstand aufzufangen, wurden 30 Milliarden Euro zusätzlich ins Gesundheitssystem gepumpt. Vielleicht auch noch dies: Die Gesundheitsreform wurde von der Standesvertretung der Ärzte, den Kassenärztlichen Vereinigungen, mitverhandelt. Diese haben der Gesundheitsreform zugestimmt.

Vielleicht sollten die Kraichgauer Ärzte nicht zu Lasten der Kranken ihre Praxen für eine „Weit-Fort-Bildung“ schließen, sondern den Dialog mit ihrer Standesvertretung suchen.

Auch wenn „Ein Notdienst … in der Zollhallenstraße in Bruchsal organisiert (ist)“. Für alte bzw. kranke Menschen ist das Aufsuchen dieses Notdienstes nicht einfach. Und die Aussage „Wir bieten Ihnen an diesen Tagen einen Vorgeschmack auf kommende Zeiten“ ist einfach nur abgeschmackt und zynisch. Es passt nicht, sich als Sachwalter der Patientinnen und Patienten zu gerieren und dann so verächtlich mit den gleichen Personen umzugehen.

Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, bis ich aufgeschreckt wurde durch den Ruf der Sprechstundenhilfe: „Rolf, du bist dran“. Mein Arzt fragte mich nach der Begrüßung „und, wie geht’s“, ich schilderte ihm meine derzeitige gesundheitliche Situation – und fand den Glauben an „meine“ Ärzte wieder.

P.S.: Zu „An den Universitäten werden Medizinstudienplätze gestrichen statt vermehrt“ werde ich meinen Neffen befragen. Der studiert in Heidelberg Medizin.

Chemiesaal der Albert-Schweitzer-Realschule: Es geht doch!

Am 17. Mai habe ich in meinem Blog geschrieben, der Chemiesaal der Albert-Schweitzer-Realschule müsse unbedingt saniert werden. Den nachstehenden Artikel fand ich gestern, Donnerstag den 25. Juni 2009, im „Amtsblatt Bruchsal“. Ich will nicht so vermessen sein und behaupten, dass mein Tagebucheintrag verantwortlich für diese Gemeinderatsentscheidung war.

Aufgefallen ist mir jedoch: Acht Mitglieder des Gemeinderates haben gegen diese Investition in die Zukunft unserer Kinder gestimmt. Welche Fraktion, welche Fraktionsmitglieder haben dagegen gestimmt? Haben Realisten dagegen gestimmt, die bei der Abstimmung die Belastung unseres Gemeindehaushaltes durch das SEPA-Projekt vor Augen hatten und daher die Renovierung des Chemiesaals ablehnten?

Bruchsal(pa). Der Chemiesaal der Albert-Schweitzer-Realschule sowie der dazugehörige Vorbereitungsraum und die vorhandene Abluftanlage entsprechen nicht mehr den an sie zu stellenden Anforderungen. Und so nahm nun der Gemeinderat von der grundsätzlichen Planung zur Sanierung des Saals zustimmend Kenntnis genommen und beauftragte bei acht Gegenstimmen die Verwaltung, die Sanierung umgehend zu beginnen.

Ein Fachbüro hat zusammen mit örtlichen Fachplanern und Ingenieuren den Sanierungsbedarf festgestellt und die Gesamtkosten auf 357.635 Euro geschätzt. Diese Kostenschätzung beinhaltet neben einer vollständigen Einrichtung des Vorbereitungsraumes, die den heutigen Vorschriften genügt, auch die vollständige Neueinrichtung des Unterrichtsraumes mit allen für die Ver- und Entsorgung der Arbeitsplätze, an denen die Schüler eigene Experimente machen können, erforderlichen Einrichtungen. Erreicht wird dies durch eine so genannte Oberflurversorgung die durch an der Decke angehängte Versorgungsleitungen hinter einer Verkleidung mit Beleuchtungseinrichtungen für jeden Schülerarbeitsplatz die erforderliche Versorgung (Gas, Wasser, Luft, Niederspannung) ermöglicht. Dieses System bietet zudem den Vorteil, dass die Einspeisung zentral erfolgen kann und die Verteilung über die Oberflurversorgung in alle gewünschten Bereiche geleitet werden kann. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Schülerarbeitstische nicht mehr fest eingebaut werden, sondern weitgehend beweglich sind und nach Bedarf angeordnet werden können. Aus dem laufenden Ergebnishaushalt 2009, in dem bereits eine erste Rate zur Sanierung des Chemiesaales veranschlagt war, können rund 70.000 Euro bereitgestellt werden. Der Restbetrag von 130.000 Euro wird im Ergebnishaushalt 2010 veranschlagt. Die Albert-Schweitzer-Realschule ist in Anbetracht der Notwendigkeit der Sanierung bereit, auf einen Teil der im Finanzhaushalt 2009 vorgesehenen Möbelbeschaffungen zu verzichten. Dadurch kann im laufenden Haushaltsjahr ein Betrag von 50.000 Euro aus dem Finanzhaushalt für die Finanzierung der Fachraumausstattung zur Verfügung gestellt werden. Der Restbetrag 120.000 Euro wird im Finanzhaushalt 2010 veranschlagt.

Kirschenflut und Kirschenplotzer

Es tut mir in der Seele weh. Wenn ich durch die Äcker und Fluren gehe, sehe ich allenthalben Kirschbäume stehen. Unabgeerntet. Mit bereits vergammelten Kirschen, soweit es sich um frühe Sorten handelt. Und ich befürchte, dass auch die späten Kirschen nicht gepflückt werden. Kirschen kauft man halt beim Aldi oder Lidl im Glas. Sind billig und man erspart sich die Arbeit des Entsteinens.

Auf meinem Grundstück sind auch Kirschbäume. Und ich ersticke dieses Jahr in Kirschen. Die frühen Kirschen sind bereits durch. Die langstieligen, festbissigen sind jetzt gerade erntereif.

Aus den frühen Kirschen haben wir Kirschmarmelade gemacht. Das ist so einfach. Kirschen in den Topf, Gelierzucker dazu (am besten der 2:1er), kochen lassen und in Gläser abfüllen. Lecker. Am zweiten Einkochtag haben wir die Kirschen beim Einkochen noch mit etwas Kirschwasser verfeinert. Super!

Und jetzt backe ich nahezu täglich Kirschkuchen. Kirschkuchen mit Quark und Kirschenplotzer. Kirschenplotzer ist der Kirschkuchen aus Südwestdeutschland. Und ganz easy zu machen. Hier das Rezept:

5 altbackene Brötchen
10 Stück Zwieback
500 ml Milch
50 g gehackte Walnüsse
75 g Butter
100 g Zucker
4 Eier
1 EL Kakaopulver
1 TL Zimt
1 Prise Muskat
500 g frische, entsteinte Kirschen

Man zerkleinert die Brötchen und den Zwieback und weicht diese in der Milch gut ein. Dann werden die restlichen Zutaten (außer den Kirschen) zu einer glatten Masse verrührt. Am besten die Küchenmaschine dazu verwenden. Wenn die Brötchen und der Zwieback richtig eingeweicht sind und sich gut zerdrücken lassen, wird die Masse hinzugefügt. Den Teig gut durchrühren. Jetzt die Kirschen unter den Teig heben. Eine hohe Auflaufform (rund, ca. 26 cm Durchmesser) einfetten und mit Semmelbrösel den Rand und den Boden einstreuen. Im auf 180° C vorgeheizten Backofen 120 Minuten backen. Ab und zu kontrollieren, ob das Kucheninnere nicht mehr zu weich ist. Aufpassen, dass die Kruste nicht zu dunkel wird. Den Kuchen kann man warm mit Vanillesoße essen oder „ganz normal“, wenn er ausgekühlt ist.

Ich glaube, ich verschenke ein Glas selbstgemachter Kirschmarmelade. Bei voller Wahlmöglichkeit: Mit oder ohne Kirschwasser.