Alles hat ein Ende? – Rolf kommt ins Grübeln!

Mit diesem Beitrag schließe ich mein Tagebuch. Bis dann, in fünf Jahren.

Mit diesem Satz habe ich mich verabschiedet. Daher ist das, was ich jetzt schreibe, kein Tagebucheintrag sondern eher so ’ne Art Ergänzung.

Die Rückmeldungen auf meinen Blog, nicht nur als Kommentar sondern auch per E-Mail, waren so positiv, dass ich ins Grübeln gerate.

Versuchsweise sagte ich gestern zu meiner Frau: „ich könnte mir gut vorstellen, weiter in meinem Blog zu schreiben.“ Sie antwortete: „Mach man.“

Jetzt bin ich hin und her gerissen. Denn Spaß hat das Bloggen auf jeden Fall gemacht. Einige Themen / Artikel sind noch als Entwurf in der Schublade. Und in Bruchsal wird der Gesprächsstoff nie ausgehen.

Über die OB-Wahl werde ich nichts schreiben. Peter Metzka ist mein direkter Hausnachbar, mit Jens Skibbe singe ich im Männergesangverein Obergrombach, meine Kommunalwahlkampf-Mitstreiter von der SPD sind bei Conny Petzold-Schick engagiert und die drei anderen Kandidaten sind (auch) wirklich sympathisch.

Schaun mer mal.

Ps: Oben schreibe ich Conny Petzold-Schick. Das hat einen Grund. Ich vermute, dass die Eltern von Frau Petzold-Schick Conny Froboess-Fans waren. Frau Petzold-Schick wurde 1964 geboren. Zu dieser Zeit war Conny Froboess ganz super beliebt. 1962 sang sie: Zwei kleine Italiener.

Mein persönliches Lieblingslied ist aber „Pack die Badehose ein“. Diesen Song „krähte“ Conny bereits mit 8 Jahren im Jahre 1951. Ein richtiger Gassenhauer.

Sollte ich nochmals etwas schreiben, dann erinnere ich mich an „Da sprach der alte Häuptling der Indianer“ von Gus Backus.

Wahlergebnis und Verabschiedung

Am Abend des Dienstags stand das Wahlergebnis zur Gemeinderatswahl in Bruchsal fest. Wahlverlierer ist die CDU mit dem Verlust von 4 Sitzen. Ansonsten ist alles im Wesentlichen gleich geblieben.

Ich wurde zwar nicht gewählt, bekam aber immerhin 1.207 Stimmen. Dieses Ergebnis machte mich richtig stolz. Zu meiner Frau sagte ich: „Du, der Wahlausgang ist für mich gar nicht so schlecht. 1.207 Stimmen sind bis zu 1.207 Bürger, die mich gewählt haben. Mindestens aber 402,33333333“. Jetzt schaute sie mich ganz komisch an. Es war was im Busch. Das merkte ich gleich. So was spürt man nach so vielen Jahren des Zusammenlebens.

Sie holte tief Luft und dann hob sie an zu reden: „Mein lieber Rolf. Ich glaube, bei dir ist etwas verrutscht. Weißt du, wie viele Bruchsaler wahlberechtigt waren? Nein? Ich sage es dir. 31.695!“

Jetzt war es an mir, etwas indigniert zu schauen. „Frau, willst du wirklich behaupten 1.207 Stimmen seien nichts?“ – „Pass auf, Rolf, die Rechnung geht weiter. Jeder dieser Wahlberechtigten durfte bis zu 3 Stimmen an einen Kandidaten vergeben. Ganz allein für dich standen also 95.085 Stimmen bereit. Und du hast 1.207 Stimmen bekommen. Und rennst jetzt mit stolz geschwellter Brust durch die Wohnung. Mein Taschenrechner sagt mir soeben, dass du lediglich 1,27 % der für dich möglichen Stimmen bekommen hast. Oder 93.878 Stimmen, die du nicht gekriegt hast. Und das nennst du Erfolg?“ Ich grübelte ein wenig über die Worte meiner Frau nach. Eigentlich hatte sie ja Recht. Ich brach in Tränen aus.

Es war spannend und interessant als Wahlkämpfer bei dieser Kommunalwahl mitzumachen. Dabei konnte ich viele nette Kontakte knüpfen.

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich die vergangenen Wochen begleitet haben, sei es durch zu- oder nicht zustimmende E-Mails oder Kommentare, sei es durch persönliche Gespräche. Das Schreiben meines Tagebuches hat mir Spaß gebracht. Und ich habe Einiges gelernt. Über Bruchsal, über die Bruchsaler und – über mich.

P.S.: Das muss ich jetzt doch noch loswerden. Die Führerin der Grünen-Fraktion, Frau Birkle, soll sich in der vergangenen Amtszeit über die Nichtakademiker „ihrer“ Fraktion mokiert haben. Ausweislich des Wahlzettels besitzt sie einen Master of Arts (üblich in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Grob vergleichbar mit einem Diplom-Abschluss). Jetzt wurden ihr in der Grünen-Fraktion drei hochkarätige Doktoren an die Hand gegeben. Davon zwei mit doppeltem Dr.-Titel, also insgesamt fünf. Gerüchteweise soll ihr von ihren Fraktionskollegen für die Zeit der Legislaturperiode ein Dr.-Titel leihweise überlassen werden. Dann sieht diese Fraktion wirklich Klasse aus.

Mit diesem Beitrag schließe ich mein Tagebuch. Bis dann, in fünf Jahren.

„Drei Fäuste für Bruchsal?“ – später gemachte Gedanken zu meinem Blog

Ich habe die letzten Tage sehr über die Wahlwerbung „Drei Fäuste für Bruchsal“ nachgedacht. Jetzt brodelt es in mir.

Vielleicht zur Vorgeschichte. Ich sah dieses Werbeplakat in der Fußgängerzone. Mein erster Reflex: Eine Supersache! So sollte Kommunalpolitik gemacht werden, so muss in einer Gemeinde Politik praktiziert werden.

Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg – für Bruchsal!

Beim Schreiben meines Blogs recherchierte ich. Und fand dann zunächst die beiden Inhaber, von mir aus auch Vereinsvorsitzende, des (nicht gemeinnützigen) Pugilist e.V. Dann war da noch auf dem Plakat der für mich zunächst unbekannte Andreas Brudy. Ich vermutete einen begeisterten Boxsportler.

Vorgestern sind meine Frau und ich von Heidelsheim kommend in die Württemberger Straße gefahren. Und dort fand ich das Missing Link: Die gemeinsame Werbung von Pugilist und der Fahrschule Andreas Brudy auf einer Anhängerplane.

Warum es in mir brodelt? Ich halte mittlerweile „Drei Fäuste für Bruchsal“ für nichts anderes als eine recht geschickt gemachte Werbung für Boxstudio und Fahrschule. Ich befürchte, dass es nicht darum geht, Bruchsal Bürgerinnen und Bürger im Gemeinderat zu vertreten.

Die Gemeinderatswahl als Anlass, das eigene kommerzielle Süppchen zu kochen?

Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg – für Bruchsal???

Vielleicht täusche ich mich? Das würde mich freuen!

Kein Haushaltsgeld für Extrawürste

Liebe Frau Ihle, liebe Frau Janikovits, diesen Tagebucheintrag hatte ich schon fertig gestellt, bevor wir uns zufälligerweise über den Weg liefen bzw. in ihrem Falle fuhren. Wie Sie, Frau Ihle, mir sagten, engagieren Sie sich bei der Bruchsaler Tafel. Daher wird das unten von mir angesprochene Thema nicht unbedingt Ihren Widerspruch heraus fordern.

Von Berufs wegen hatte ich mit 1-Euro-Kräften zu tun. In Koordination mit der Arbeiterwohlfahrt Bruchsal (AWO) stellte ich diese ein, meist für ½ Jahr, wies ihnen ihren Arbeitsplatz zu, achtete auf sie und besprach mit der AWO die Fortschritte, die der jeweilige auf 1-Euro-Basis beschäftigte Mitarbeiter machte. Mein Resümee: es waren durchweg motivierte, interessierte Menschen. Sicher gibt es auch Andere, solche habe ich aber nicht kennen gelernt.

In Gesprächen mit den 1-Euro-Kräften erfuhr ich, dass diese Menschen aufgrund ihrer klammen finanziellen Situation partiell von einem normalen gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt sind. So fiel sogar das gemeinsame Mittagessen in der Kantine aus, da ein mitgebrachtes Brot doch noch preiswerter war.

Noch heute kann ich mich an eine Begebenheit aus meiner Kindheit erinnern. Ich war bei der Jungschar. An einem schönen Sommertag sollte gegrillt werden. Jeder sollte ein Pärchen Grillwurst mitbringen. Ich ging nach Hause und bat meine Mutter um Geld für den Metzger. Das Geld bekam ich nicht. Das Haushaltsgeld für diesen Monat war schon fast aufgebraucht. Für Extrawürste war im wahrsten Sinne des Wortes kein Geld mehr da. Zum gemeinsamen Grillen ging ich nicht. Ich wollte mich vor meinen Kumpels nicht schämen müssen.

In einem Bericht las ich vor einiger Zeit, dass Menschen aus den sogenannten „unteren“ Schichten, seien es „einfache“ Arbeiter, alleinerziehende Mütter (oftmals Geringverdiener), Hartz IV-Empfänger usw. nach statistischen Erhebungen viel weniger ins Theater oder in Konzerte gingen. Diese Leute würden auch weniger Zeitung lesen oder Bücher kaufen. Der Autor resümierte, diese Menschen seien halt einfacher, weniger gebildet, nicht bildungsbeflissen. Wie anmaßend!!! Wenn man eh schon wenig Geld hat, wenn das Geld noch nicht mal reicht, um ein wenig für die Altersvorsorge zu sparen (unsere Renten sind sicher, aber hoppla!), wie kann man dann Geld übrig haben für Theater oder Konzerte oder Bücher? Vor einiger Zeit war ich mit meiner Frau im Staatstheater in Karlsruhe. Die Zauberflöte von Mozart. Eintrittspreis pro Kopf EUR 30,–. Insgesamt EUR 60,–. Das ist wirklich viel Geld. Der Regelsatz fürs ALG II (Hartz IV) ist EUR 351,–. Noch Fragen?

Und daher fordere ich für Bruchsal einen Sozialpass. In vielen Städten gibt es diesen schon. Menschen, die zum Beispiel wegen Arbeitslosigkeit oder geringem Einkommen an den Rand der Gesellschaft geraten können oder geraten sind, sollen die Möglichkeit der preiswerten oder besser noch kostenlosen Nutzung von städtischen Einrichtungen wie Volkshochschule, Bibliothek, Schwimmbad, Badische Landesbühne, städtische Kulturveranstaltungen aber auch Sport- und anderen Vereinen haben.

Es ist eine Verpflichtung und es muss ein Anliegen aller Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sein, Menschen im Abseits, kinderreiche Familien, Alleinerziehende oder Bürger mit niedrigen Altersbezügen an unserer Gemeinschaft teilhaben zu lassen.

Männertreu und Ehekrach!

Ein Wahlkampf bringt es mit sich, dass die Parteien versuchen Wählerstimmen zu ködern durch das Verschenken von neudeutsch so genannter „Give-aways“, altdeutsch Streuartikel oder Billigschrott. Warum werden solche Wegwerfartikel verteilt? Im Internet fand ich folgenden Text (in Auszügen): „Eine gute Marktpräsenz ist wichtig für die erfolgreiche Geschäftspolitik. Wer wahrgenommen wird, steigert die Chance auf Umsatz und Gewinn. An den Wünschen und Lebensumfeldern der Zielgruppen orientiert ist erfolgreiche Werbung. Als Bestandteil des Erlebnismarketings lösen Werbegeschenke Freude bei den Empfängern aus.“ Aha! Alles klar!

Heute war mein Freund Manfred bei mir zu Besuch und wir redeten über die Kommunalwahl. Plötzlich unterbrach er seinen Redefluss, schaute mich ganz groß an und bemerkte: „Du, ich muss Dir was gestehen. Diese Wahlgeschenke hätten fast meine Ehe vernichtet.“ Jetzt war es an mir, große Augen zu kriegen. „Was, Manfred, was erzählst Du denn hier wieder für einen Quark?“. „Doch, genau so war es. Und es kam so:

Nach Erledigung einiger Einkäufe kam ich wieder nach Hause. Meine Frau Edith begrüßte mich schon an der Haustür überschwänglich: „Schatz, schau mal, was ich heute in der Fußgängerzone alles geschenkt bekommen habe“. Dann zeigte sie mir in der Küche ihre Schätze: „Guck mal, hier, von Rainer Stark ganz persönlich, ein Lippenfettstift. Den habe ich mir schon so lange so gewünscht. Das Einschmieren meiner Lippen mit diesem Stift wird sicher ein sinnliches Erlebnis. Und hier, das ist was ganz Tolles, ein Pflasteretui. Auch vom Rainer Stark. Und wie gefällt Dir dieses Original-Rainer-Stark-Wahlwerbung-Feuerzeug? Die Streichhölzer, die Du vom SPD-Stand mitgebracht hast mit der Aufschrift „Hände weg vom Rathaus“ schiffen da doch ganz schön ab.“ Dann kruschtelte sie weiter in ihrer Einkaufstasche. Sie stellte eine kleine, blau blühende Topfpflanze auf den Küchentisch. „Ist diese Pflanze nicht toll? Die habe ich von meiner Sparkassensachbearbeiterin, der Frau Manke von der CDU bekommen. Das ist die, die die CDU an jedem Laternenmast aufgeknüpft hat. Du weißt doch, die, die mit dem Geldsack um sich schmeißt. Diese Pflanze heißt Männertreu“. Hier stutzte die Edith für einen Moment, ihr Gesicht verfinsterte sich, ihre Lippen wurden schmal und dann sah sie mir tief in die Augen: „Was will Frau Manke mir damit sagen? Manfred!!! Warum schenkt sie mir Männertreu??? Weiß Frau Manke mehr als ich? Hast Du mir etwas zu beichten?“. Meine Frau war jetzt nur noch sehr schwer zu beruhigen. Du kennst sie ja, du weißt, dass sie recht unversöhnlich sein kann. Sie wartete gar nicht ab, was ich zu sagen hatte sondern verzog sich schmollend ins Wohnzimmer.

Natürlich hatte mich dieser Disput schon geschlaucht. Irgendwie musste ich mit Edith wieder ins Reine kommen. Ich kramte ein wenig in ihrer Einkaufstasche und fand Reflexionsbänder von Daniel Caspary, dann noch erfrischende Bonbons in einem CDU-Tütchen und zu guter Letzt eine gelbe Rose von Frau Bacher von den Freien Wählern. Und ganz, ganz unten in der Tasche fand ich noch einen luftlosen blauen Luftballon mit gelben Sternchen drauf von der SPD.

Die CDU-Reflexionsbänder von Herrn Caspary schmiss ich gleich in den Mülleimer, die CDU-Erfrischungsbonbons lutschte ich für den frischen Atem, den luftlosen blauen SPD-Luftballon steckte ich in meine Hosentasche und die gelbe Rose von Frau FWV-Bacher klemmte ich mir zwischen die Zähne. So ausgerüstet ging ich dann zu meiner Frau ins Wohnzimmer. Versöhnung feiern. Das ist meine Geschichte. Und genau so war es. Da schwöre ich Stein und Bein.“

Es ist hier meine Pflicht als Freund von Manfred, Frau Manke folgendes mit auf den Weg zu geben: „Danke, Frau Manke! Sie hätten fast eine Ehe zerstört!“

Rolf wird angesichts der nahenden Wahl etwas nachdenklich.

Ein Neuling im Verteilen von Flugblättern oder Info-Materialien bin ich nicht. In den 70ern war ich in der Bruchsaler Jugendbewegung engagiert. In den 80ern habe ich intensiv bei der AGNUS mitgearbeitet. In den 90ern und den 00ern war ich eher beruflich unterwegs, was mein Verteilen von Info-Materialien in der Fußgängerzone erheblich reduzierte.

Es ist interessant in der Fußgängerzone Informationsmaterial zu verteilen. Auffallend ist, wie oft Passanten mit Hinweis auf „die da in Berlin“ von vorneweg ablehnten, den Flyer zur Kommunalwahl überhaupt auch nur in die Hand zu nehmen. Viele machten ihrer Verdrossenheit über die Regierung in Berlin Luft mit Aussagen wie: „die da oben machen ja eh was sie wollen“, „was können wir als kleine Leute denn schon machen“, „gehen Sie mir weg mit dem Zeug, damit will ich nichts mehr zu tun haben“ oder „ich wähle nicht mehr, wen kann man denn noch wählen!“ . Auch mein Hinweis, dass es hier um die Gemeinderatswahl ginge, half nur wenig. „Ja und, was ist hier denn anders? Ich bin dagegen, dass ein Kaufhaus ins Rathaus kommt. meine Bekannten sind dagegen. Was machen sie aber, die großen Kommunalpolitiker? Sie lassen es bauen!“. Der Umbau des Rathauses zu einem Kaufhaus war sehr, sehr oft das beherrschende Thema. Diese Entscheidung hat wirklich viele Menschen tief getroffen.

Es gab aber auch Passanten, die die Gelegenheit nutzten, ihren Frust loszuwerden. So redete beispielsweise ein Herr mittleren Alters auf mich ein, ob ich nicht auch der Ansicht sei, dass die Türken jetzt endlich das geschafft hätten, was ihnen bei der Belagerung von Wien nicht gelang: Die Eroberung des Abendlandes. Hääh???

Die Gespräche zeigten mir, dass Bruchsal einen Neuanfang braucht. Die verkrusteten Strukturen müssen aufgebrochen werden. Das Gegeneinander muss endlich aufhören. Der neu zu wählende Gemeinderat muss die Interessen der Bürger vertreten und darf keine Politik mehr zum eigenen Nutzen betreiben. Dazu gehört auch mehr Transparenz über Entscheidungen, mehr Offenheit und das Einbeziehen der Bürgerinnen und Bürger in die Entscheidungsprozesse.

In § 21 der Gemeindeordnung Baden-Württemberg steht, dass der Gemeinderat mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen aller Mitglieder beschließen kann, dass eine Angelegenheit, für die der Gemeinderat zuständig ist, der Entscheidung der Bürger unterstellt wird (Bürgerentscheid). So ein Bürgerentscheid ist zwar aufwendig, aber Demokratie pur. Die Mehrheitspartei hat bisher diesen Weg (natürlich?) konsequent blockiert.

Es gibt darüber hinaus die Möglichkeit, ein Bürgerbegehren einzuleiten. Dieses müsste in Bruchsal von 2.500 Bürgern unterzeichnet sein.

Vielleicht gibt es aber für Bruchsal doch den von vielen Bürgern herbeigesehnten Neuanfang. Vielleicht gibt es einen Neuanfang, der insbesondere eine neue Art des Miteinanderumgehens mit sich bringt. Die neue Mehrheitsfraktion sollte fähig sein nicht zu erstarren in zementierter Meinung. Es gibt, gerade auf kommunaler Ebene, nicht rechts oder links sondern nur richtig oder falsch.

Mein Resümee: 1.) Bruchsaler sind freundlich, angenehm, offen und tolerant. 2.) Nach vier Stunden am Info-Stand schmerzt der Rücken schon ganz schön.

Drei Fäuste für Bruchsal?

Der geneigte Leser meiner Blogs kennt ja schon den Ablauf meiner Berichte. Ich gehe irgendwohin und sehe irgendwo etwas und schreibe über das Irgendetwas. Meistens gehe ich einkaufen und sehe dabei etwas. Dem mir zugetanen Schmökerer meines Tagebuches darf ich jetzt mitteilen, dass sich in diesem Tagebucheintrag genau dieses Eröffnungsschema wiederholt.

Heute Morgen ging ich in die Stadt (Wiederholung!). Zum Einkaufen (Wiederholung!). Beim Penny (das ist neu!). Obwohl meine Frau den Penny gar nicht mag (auch das ist neu!). Auf dem Weg dorthin stach mir plötzlich ein Plakat ins Auge. Eine riesenhafte Schlagzeile: Drei Fäuste für BruchsalDREI FÄUSTE FÜR BRUCHSAL. Und darunter drei sehr martialisch drein schauende Herren, ihre Fäuste Richtung Kamera rammend. Ich hielt sofort inne, um mir das Plakat näher anzuschauen. Mein Befund: es handelt sich um eine Parteien übergreifende Wahlwerbung von Holger Dörr (CDU), Bardia Gharib (FDP) und Andreas Brudy (FWV).

EINE SUPER IDEE! Und gleichzeitig tolle Werbung (steht ja so auf den Hemden) für den von ihnen betriebenen Boxstall und das Fitnessstudio „Pugilist“ (Bardia Gharib ist dort Präsident, Holger Dörr ist dort Vizepräsident und Geschäftsführer). Die PugilistenfaeusteThe Bruchsalese Klitschko Brothers!

P.S.: Bei allen Dreien scheint es sich um Linksausleger zu handeln: linke Führungshand und rechte Schlaghand.

P.P.S.: Und was machen die Drei mit ihrer rechten Hand? Auch zur Faust ballen? Nicht zur Faust ballen? In die Hosentasche? Die Haare raufen (dies wird zumindest bei Bardia Gharib problematisch)?

Peter Metzka: Das Telefon steht nicht still!

Nachdem ich hier im Blog veröffentlichte, dass der neue Bruchsaler OB-Kandidat, Peter Metzka, mein Hausnachbar ist, steht bei mir das Telefon nicht mehr still: „Rolf, was ist dieser Metzka für einer?“, „Erzähl mal, wie ist der, was macht der, hast Du Kontakt zu ihm?“ usw. usf.

Nun, für alle Interessierten und zur Entlastung meines Telefons, meiner Ohrmuscheln und meiner Nerven:

Peter Metzka wohnt schon seit einigen Jahren neben uns. Er bewohnt den unteren Teil des Doppelhauses. Wir kommen wirklich ganz top mit der Familie Metzka aus. Herr Metzka spielt manchmal Klavier und hört gerne klassische Musik, wie er mir erzählte. Seiner größeren Tochter baute er im Garten ein Gehege für deren Landschildkröten. Morgens geht Peter Metzka, der Rechtsanwalt ist, in seine Kanzlei, die er in der Nähe der Post zusammen mit einem Kollegen betreibt. Abends kommt er wieder nach Hause. Herr Metzka hat eine Leidenschaft für Autos jeglicher Couleur, sie sollten aber schon etwas exotisch sein. Mit einem Goggomobil oder mit einem Kabinenroller habe ich ihn aber noch nicht erwischt. Zur Schule ging er in Bruchsal.

Resümee: Ja, wir haben in Peter Metzka und dessen Familie sehr angenehme Nachbarn.

Ooops, …

… mein Hausnachbar, Peter Metzka, kandidiert für die Oberbürgermeisterwahl in Bruchsal.

Mauscheln, tricksen, für blöd verkaufen …

Heute Morgen, gleich nach dem Aufstehen, ging ich in die Stadt, um Brötchen zu holen und mich mit neuem Lesestoff, sprich Tageszeitungen, einzudecken. Zunächst also zur Bäckerei, dann in den Zeitungsladen.

Nein, jetzt schwindle ich.

Heute Morgen, gleich nach dem Aufstehen, ging ich zum Briefkasten, um „Die Welt“ diesem zu entnehmen. Eigentlich lese ich „Die Welt“ nicht. Aber an dem Angebot, „Die Welt“ und „Welt am Sonntag“ für vier Wochen kostenlos zu lesen, kam ich nicht vorbei.

Auf Seite 7 dieser Zeitung fand ich dann ein wunderschönes Essay: „Diktatur des Hinterzimmers – Was in einer Kleinstadt am Rande Frankfurts geschieht, findet auch andernorts in der Kommunalpolitik statt: Einige wenige Parteioligarchen nehmen ihre Gemeinden als Geiseln“. Das Essay hat mich beim Lesen so an die Bruchsaler Verhältnisse erinnert! Zum Lesen des kompletten Artikels: DIKTATUR DES HINTERZIMMERS

Der Autor schildert 1 : 1 die Verhältnisse, wie sie auch in Bruchsal herrschen.

Dass sie (die Gemeinderäte) sich mit vielen Sachfragen, über die sie abstimmen also gar nicht gründlich beschäftigen können, liegt auf der Hand. Sie verlassen sich stattdessen auf die wenigen Polit-Profis in ihren Parteien, die den Ton vorgeben. Als ich diesen Satz las, erinnerte ich mich an den bizarren Auftritt der Führerin der Grünen-Fraktion, Frau Birkle, bei der Abstimmung zum SEPA-Projekt. Vor der Stimmabgabe redete sie unablässig auf Stadtrat Armin Butterer ein. Dieser sollte wohl davon überzeugt werden, bei der Abstimmung nicht seinem gesunden Menschenverstand zu folgen sondern der Fraktionsdisziplin.

Der Autor schreibt weiter: Das Fazit ist finster. Gerade auf kommunaler Ebene, wo Bürger die Auswirkungen von Politik hautnah erleben und deshalb zur Mitgestaltung dieser Politik eingeladen werden müssten, ist die Neigung besonders hoch, sich mit Tricks um ihre Beteiligung herumzudrücken. Auch in Bruchsal drücken sich die Mandatsträger um diese Bürgerbeteiligung und rechtfertigen dies mit, so sinngemäß CDU-Stadtrat Valentin Gölz, dass er sich bei seinem Abstimmungsverhalten nicht von den Stimmungen (!) des Wählers unter Druck setzen lassen wolle.

Und weiter im Text: Denn jener kleine Kreis von lokalen Strippenziehern war nie daran interessiert, auf Anregungen oder Wünsche der Bürger einzugehen, sondern immer nur daran, seine ursprünglichen Pläne so unversehrt wie möglich durchzudrücken.

Das Essay endet mit einem wunderbaren Resümee: Gerade auf kommunaler Ebene werden meist Sachfragen verhandelt, die keine parteipolitische Zuspitzungen vertragen. Bei dem Bau von Durchgangsstraßen, beim Verkauf von Grundstücken … sind keine Richtungsentscheidungen zwischen links oder rechts zu fällen, sondern es müssen Lösungen gefunden werden, mit denen sich möglichst viele Menschen identifizieren können.

Nicht vergessen das Essay zu lesen: DIKTATUR DES HINTERZIMMERS